Macher, Manager, Motor und Motivator: Ralf Wilke wird 80 – und ist „seinem“ VfL Eintracht weiter treu wie eh und je Macher, Manager, Motor und Motivator: Ralf Wilke wird 80 – und ist „seinem“ VfL Eintracht weiter treu wie eh und je
Hagen. (PM Eintracht) Macher, Manager, Motor und Motivator. Nur vier Begriffe aus der schier endlosen Liste der Superlative, die mit dem Namen Ralf Wilke... Macher, Manager, Motor und Motivator: Ralf Wilke wird 80 – und ist „seinem“ VfL Eintracht weiter treu wie eh und je

Hagen. (PM Eintracht) Macher, Manager, Motor und Motivator. Nur vier Begriffe aus der schier endlosen Liste der Superlative, die mit dem Namen Ralf Wilke einhergehen, der heute seinen 80. Geburtstag feiert – speziell wenn es um „seinen“ VfL Eintracht Hagen geht.

Seit 70 Jahren ist der gelernte Dreher und spätere Werkstoffprüfer in der Qualitätssicherung bereits Vereinsmitglied. Besonders stolz zeigt sich der gebürtige Wehringhauser darüber, dass er seit nunmehr 50 Jahren ununterbrochen Vorstandsmitglied ist – aktuell als 2. Vorsitzender und Technischer Leiter des Hauptvereins.

Doch auch über die Vereinsgrenzen hinaus hat Wilke reichlich Meriten erworben. So ist er Träger des Bundesverdienstkreuzes (2010), der Sportehrenplakette der Stadt Hagen (2003), des Kreis- und Landesehrenbriefes, der Silber- und Goldnadel des Westfälischen Handballverbandes, der Silber- und Goldnadel des Westdeutschen Handballverbandes. Hinzu kommen bei dem Ehrenmitglied des VfL Eintracht Hagen – natürlich – sämtliche Ehrennadeln, die sein Verein zu bieten hat.

Trotz all dieser Auszeichnungen hat Wilke nie seinen Antrieb verloren. Nein, im Gegenteil, sein Engagement ist mindestens so hingebungsvoll wie eh und je. Fast scheint es, als habe ihn der unermüdliche Einsatz für seinen VfL Eintracht jung gehalten, wenn er sich wieder einmal mit Leib und Seele in eine Aufgabe für seinen Verein stürzt. „Ich hätte auch die Möglichkeit gehabt, beruflich eine höhere Position einzunehmen. Aber das wäre mit dem Handball kollidiert – und das wollte ich daher irgendwie nicht“, berichtet Wilke schmunzelnd.

Nur einen Steinwurf entfernt vom Sportplatz an der Rehstraße in Wehringhausen liegen die Wurzeln des Linkshänders, die untrennbar mit dem Handballsport verbunden sind. Die Sonntagvormittage, 11 Uhr, sind Handballzeit. Tausende Zuschauer strömten stets zum Rehplatz, hinterließen einen menschenleeren Stadtteil – alles, um die Eintracht zu sehen. „Dieser Euphorie konnte ich mich als kleiner Kerl nicht entziehen“, erinnert sich Wilke. Die Mannschaft zählt zu den Besten in Westdeutschland, ausschließlich Spieler aus Wehringhausen zählen zum Team. Bis zu neun Aktive stammen aus der Rehstraße.

In den Wirren des Zweiten Weltkrieges wird Wilke mit seiner Mutter Annemarie aus Sicherheit vor Bombenangriffen ins Sudentenland im heutigen Tschechien evakuiert. Kurz nach Ende des Krieges folgt die Rückkehr nach Hagen – zu Fuß, mit nur wenigen Habseligkeiten. Doch auch beim Blick auf diese dunklen Zeiten hat Wilke eine interessante Handballgeschichte parat: „In diesem Treck habe ich meinen späteren Freund und Handballkameraden Lothar Noetzel kennengelernt, der ebenfalls mit seiner Mutter, aber auch ohne Vater unterwegs war.“ 15 Jahre später führte der Handballsport Rechtsaußen Wilke und Noetzel, „einen der besten Torhüter, der je in Hagen zwischen den Pfosten stand“, wieder zusammen.

Der beschwerliche Weg in die Heimat dauert vier Wochen, die Heimkehr ist ein Schock. Die Stadt ist durch Bombenangriffe zerstört, die vorherige Wohnung in der Rehstraße von einer anderen Familie besetzt. „Wir sind von der Verwandtschaft in beengten Verhältnissen, aber mit viel Liebe aufgenommen worden“, erklärt Wilke, der auch diese schwierige Situation mit einer positiven Note versieht – eine Eigenschaft, die ihn noch heute auszeichnet. Nach einigen Wochen geht es dann endlich zurück in die alte Wohnung und die Neuentwicklung der Stadt nimmt langsam Fahrt auf. „Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich längst für den Handballsport entschieden“, resümiert Wilke.

Dabei machte er die Rechnung allerdings ohne seine Mutter, eine streng gläubige Kriegswitwe. Verunsichert von den Ereignissen des Zweiten Weltkriegs verweigerte sie zunächst ihr Einverständnis zur Mitgliedschaft beim TV Eintracht. Zudem lautete ihre Maxime Kirchgang statt Sportplatz. Doch Filou Wilke fand Lösungen: „Im Kirchenportal war ich hinten anwesend, hatte das Sportzeug schon unter der Kleidung. Sobald ich wusste, wer die Messe liest und die Predigt hält, ging es im Sauseschritt Richtung Sportplatz. Meist habe ich es rechtzeitig zum Spiel geschafft, und mit meinen Kumpels den Platz hinter dem Tor eingenommen.“

Schülerleiter Eugen Nölle, der auf der gleichen Etage wie Familie Wilke wohnte, und Walter Effey, ebenfalls Nachbar in diesen Tagen, ist es zu verdanken, dass Annemarie Wilke 1948 dann doch den Aufnahmeantrag in den Verein unterschreibt. „Das heimliche Trainieren und Spielen bei Freundschaftsbegegnungen hatten endlich ein Ende, ich war ganz offiziell Eintrachtler“, resümiert Wilke lächelnd.

Die Eintracht wird fortan die große Liebe des Vollbluthandballers, „genau wie später meine Gattin Jutta“, so Wilke. Bereits in der A-Jugend feiert der heutige Jubilar einige große Erfolge – gehört seine Mannschaft doch zu den besten in Westfalen. Auch die legendäre Westfalenhalle lernt Wilke früh kennen, bestreitet dort mit der Westfalenauswahl das Vorspiel zur Westdeutschen Meisterschaft.

Im Sommer 1958 erfüllt sich dann der große Kindheitstraum Wilkes. Im Freundschaftsspiel gegen den Mittelrhein-Oberligisten TV Rodt-Müllenbach feiert er seinen ersten Einsatz im Dress der ersten Mannschaft – und erkämpft sich prompt einen Stammplatz, den er erst 15 Jahre später nach einem Bundesliga-Spiel bei Eintracht Braunschweig wieder abgibt.

In diesen Jahren hinterlässt die Eintracht in ganz Deutschland ihre Visitenkarte. So zählen die Westfalenmeisterschaft und die Westdeutsche Meisterschaft – sowohl in der Halle, als auch auf dem Feld – zu den größten Erfolgen der Vereinsgeschichte. Und dann waren da noch die „goldenen Jahre“ unter Trainer Hans Hentzsch von 1968-71, mit dem Bundesliga-Aufstieg als Höhepunkt. „Für mich waren es die schönsten Jahre meiner sportlichen Karriere, allein schon deshalb, weil ich mit meinem Bruder Gustl, Bernd Lückel und dem heutigen ersten Vorsitzenden Detlef Spruth in einer Mannschaft gespielt habe. Wir haben die Stadt Hagen mindestens in Handballkreisen geografisch auf die Karte gebracht“, unterstreicht Wilke stolz.

Genauso fließend wie der Übergang aus der Jugend in den Seniorenbereich gestaltet sich Wilkes Vorstandskarriere. 1968 startet er als Mannschaftbeauftragter, erhält aber schnell weitere Aufgaben, muss sich neuen Herausforderungen stellen. Dabei lernt er als junger Funktionär, „praktisch bei meiner ersten Amtshandlung bei der Bundesliga-Vertretersitzung in Frankfurt“, Handball-Legenden wie Bernhard Kempa (Frisch Auf Göppingen), Eugen Haas (VfL Gummersbach) und Hein Dahlinger (THW Kiel) kennen.

Einige Zeit später folgt die Wahl zum Technischen Leiter des Hauptvereins – ein Posten, den er noch heute bekleidet. Gemeinsam mit den Vorsitzenden – bislang waren es zwölf – gestaltet Wilke aktiv die Vereinsarbeit. Einige Auszüge aus der ellenlangen Liste: Von 1973 bis 1983 kümmert sich Wilke neben vielen anderen Tätigkeiten um das Management der ersten Mannschaft, war ab 1980 für „25 bis 30 Jahre, ich weiß das gar nicht mehr so genau“, Handball-Abteilungsleiter und Manager der zweiten Mannschaft. In letztgenannter Funktion feierte er drei Aufstiege in die Oberliga.

Gemeinsam mit Detlef Spruth realisierte er im Jahr 2007 die Gründung der VfL Eintracht Hagen Handball-Förder gGmbH. Im Januar 2012 gründet er mit einigen Handballkameraden den Jugend-Förderverein, in dessen Vorstand er das Amt des Sportwarts inne hat. Und als im November 2015 der langjährige Jugendleiter Berthold Filmar seinen sofortigen Rücktritt erklärte, stand Wilke der Jugendabteilung in leitender Position zur Seite, bis er mit Jugendleiter Mathias Schmidt und Jugendkoordinator Axel Meyrich eine neue Führung gefunden hatte.

Die sportliche Erfolgsgeschichte Wilkes ging auch nach seinem Abschied aus der ersten Mannschaft und seinem Einstieg in die Vorstandsarbeit weiter. Bis zu seinem 57. Lebensjahr spielte der Rechtsaußen regelmäßig aktiv in den unteren Mannschaften der Grün-Gelben. „Gleichzeitig widmete ich mich dem Unterbau, weil mir dieser immer schon besonders am Herzen lag“, berichtet Wilke. Zur Saison 1975/76 übernahm er als Trainer die zweite Mannschaft, führte diese in seiner zehnjährigen Amtszeit von der Bezirksliga bis in die Verbandsliga. „Unvergessen ist die Aufstiegsfeier in die Verbandsliga 1986, an der im Schulzentrum Wehringhausen 600 Personen teilnahmen“, erinnert sich Wilke.

Heute feiert Ralf Wilke seinen 80. Geburtstag im Kreise seiner Liebsten auf der Sonneninsel Mallorca. Es mutet beinahe ungewöhnlich an, denn es bedarf schon eines ganz außergewöhnlichen Anlasses wie dieses Jubiläums, damit der Mann, dessen Blut vermutlich eher grün-gelb denn rot ist, ein Spiel der „Ersten“ oder einer der Jugend- und Amateur-Mannschaften verpasst. Die Familie des VfL Eintracht Hagen verneigt sich vor einem ganz Großen und gratuliert zum 80. von ganzem Herzen.

sportstimme

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