Wuppertal. (PM BHC/MTM) Lasse Mikkelsen gibt den letzten Wurf für die MT Melsungen ab, doch Christopher Rudeck hält. Danach kennt der Jubel in der... Ein Handball-Drama mit Happy-End

BHC Auszeit – © by Sportstimme (MK)

Wuppertal. (PM BHC/MTM) Lasse Mikkelsen gibt den letzten Wurf für die MT Melsungen ab, doch Christopher Rudeck hält. Danach kennt der Jubel in der Wuppertaler Unihalle keine Grenzen mehr.

Csaba Szücs schießt in Euphorie den Spielball auf die Tribüne. Denn der Bergische HC hat zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte gegen die Nordhessen gewonnen. Das 25:24 war der Lohn, den die Löwen in der wohl intensivsten Partie der gesamten Saison davontrugen. Es gab allerdings einen Haken. Die Partie wurde überschattet von einer sehr schweren Verletzung von Daniel Fontaine. 17:16 führte der BHC nach etwa 35 Minuten, als sich der schlimmste Moment der Partie ereignete. Daniel Fontaine ging bei einer Pass-Annahme ohne Einwirkung des Gegners zu Boden und krümmte sich vor Schmerzen. Es war ein Schock, der auch die 2729 Zuschauer in der Wuppertaler Unihalle durchfuhr. Plötzlich war es ganz still, denn allen war klar, dass sich der Rückraumspieler etwas Ernstes zugezogen haben würde. Fontaine, der in dieser Saison schon einmal längerfristig verletzt gewesen war, riss sich die Achillessehne.

Einfach war es sicher nicht, den Fokus oben zu halten, nachdem Fontaine mit einer Trage vom Feld geholt wurde. Kreisläufer Max Darj ließ es sich übrigens nicht nehmen, mit anzupacken, bevor er zurück in die Deckung ging. Dass die Stimmung schon wenige Sekunden später erneut kochte, hatten sich die Melsunger ein Stück weit selbst zu verdanken. Denn die Gäste gaben den Ball nicht freiwillig an die Löwen zurück – eine Nachlässigkeit, die das BHC-Publikum bemerkte und seinen Unmut darüber lautstark zum Ausdruck brachte. Nachdem Lasse Mikkelsen zum 17:17 versenkt hatte, war logischerweise gewaltig Feuer in der Partie. Während der gesamten zweiten Hälfte hatte der BHC mehrfach die Chance, die Weichen entscheidend in Richtung Sieg zu stellen. Denn die Deckung stand hervorragend, und mit zunehmender Dauer kam auch Christopher Rudeck zwischen den Pfosten mehr und mehr in Schwung. Trotzdem langte es nur zu mehreren Ein-Tor-Führungen. Die Hausherren ließen diverse freie Chancen liegen. Zwei Siebenmeter, zwei Gegenstöße, ein Abschluss aus sechs Metern – die Möglichkeiten, eine frühzeitige Entscheidung zu erzwingen, waren da.

Stattdessen blieb es eng, und sieben Minuten vor dem Ende waren es die Melsunger, die erneut mit 24:23 in Front gingen. Wie gefestigt der BHC derzeit ist, bewies die Mannschaft vor allem in dieser Phase, in der die Begegnung zu Gunsten der ein Mal mehr extrem physich auftretenen Gäste zu kippen schien. Getragen von einem frenetischen Publikum blieb die Mannschaft dank einer überragenden Abwehr im Spiel. Vorne gelang für weitere Minuten nichts. Der Ball wollte einfach nicht ins Tor. Dann setzte Trainer Sebastian Hinze auf den siebten Feldspieler und brachte Rafael Baena an den Kreis. Der Spanier bekam den Ball und glich zweieinhalb Minuten vor Schluss zum 24:24 aus.

Als Sekunden später nach einer Rudeck-Parade Jeffrey Boomhouwer ins verwaiste Melsunger Tor zum 25:24 versenkte, war er zum Greifen nah, der erste Sieg in der Club-Historie gegen die MT Melsungen. Denn auf der anderen Seite vergab Mikkelsen, und die Löwen hatten in der letzten Minute den Ball. Linus Arnesson nahm sich den Wurf, der von Nebosja Simic pariert wurde und den Melsungern eine letzte Chance gab. Den Löwen aber reichte ein Punkt in diesem intensiven Duell nicht. Rudeck hielt – der BHC stößt damit auf den sechsten Platz der DKB Handball-Bundesliga vor – eine unfassbare Bilanz sieben Spieltage vor Schluss. Ein wenig in den Hintergrund rückten bei dem Drama der zweiten Hälfte die ersten etwa 35 Minuten der Begegnung. Die MT erwischte den besseren Start, ging 4:1 in Führung, weil die Löwen wenig Zugriff in der Deckung bekamen und zunächst auch kaum Druck im Positionsangriff entfachen konnten. Das änderte sich rasch. Fabian Gutbrod fand im linken Rückraum gut ins Spiel, und die Abwehr stand spätestens nach 15 Minuten hervorragend. Nach einem 14:14 zur Pause verkraftete der BHC sogar eine doppelte Unterzahl und ging nach Treffern von Kristian Nippes, Jeffrey Boomhouwer und Max Darj sogar 17:16 in Front.

Stimmen zum Spiel:
Heiko Grimm: Glückwunsch an den BHC zu diesem sehr knappen Sieg. Ich weiß noch nichts Genaues, aber zuerst einmal hoffe ich, dass es Daniel Fontaine den Umständen entsprechend gut geht. Das war heute mega-knapp, ein Spiel absolut auf Augenhöhe. In der ersten Halbzeit haben wir nach einem guten Auftakt zu viele einfache Tore bekommen. In der zweiten Hälfte lief es besser, als wir mit der 5:1-Deckung den Spielfluss des BHC etwas hemmen konnten. Dafür hatten wir selbst Probleme im gebundenen Spiel und im Abschluss hat uns das nötige Quäntchen Glück gefehlt. Mir haben auch zwei, drei undisziplinierte Aktionen überhaupt nicht gefallen. Aber wir müssen dieses Spiel abhaken. Wir sind nun in der Situation, dass wir nächsten Samstag gegen Minden unbedingt gewinnen müssen.

Sebastian Hinze: Das mit Daniel ist Kacke. Er tut uns extrem leid, denn es sieht nicht gut aus. Das war ein sehr teuer erkaufter Sieg. Zum Spiel. Es war ein knappes, sehr intensives Spiel. Wir haben uns schwer getan, in die Abwehr zu kommen. Dagegen war ich mit der Offensive von Anfang an einverstanden. Der entscheidende Faktor war, dass wir die Abwehr stabilisiert und dann sehr gut gegen den Kreis gearbeitet haben. Da komme ich richtig ins Schwärmen. Wir hätten es uns viel einfacher machen können und es war schade, dass wir kein Profit daraus gezogen haben. Über das Spiel war es keine überragende Torhüter-Leistung von uns, aber dann hält Rudeck den letzten Ball.

Axel Geerken: Auch von mir Glückwunsch zum vielleicht etwas glücklichen Sieg. Es war uns aber von vornherein klar, dass das ein enges und emotionales Spiel werden würde. In so einer Partie kommt es auf jede einzelne Aktion an und da waren wir heute insgesamt eben schlechter. Sicher hätten wir uns das anders gewünscht, aber die Welt geht deshalb nicht unter.

Jörg Föste: Danke für die Gratulationen. Aber der Sieg wird überschattet von Daniel Fontaines Verletzung. Es sieht so aus, als wäre die Achillessehne gerissen. Das ist unendlich schade für den Jungen, der sich gerade erst nach einer schweren Verletzung zurückgekämpft hat. Außerdem bin ich nicht der Auffassung, dass wir glücklich gewonnen haben. Wir haben doch einige Freie vergeben. Kompliment an die Mannschaft, sie hat sich heute durch nichts aus dem Spiel katapultieren lassen.

Bergischer HC – MT Melsungen 25:24 (14:14)

Bergischer HC: Rudeck, Rutschmann – Boomhouwer (4), Kotrc, Gutbrod (6), Fontaine, Babak, Arnesson (4), Szücs, Darj (4), Petrovsky (1), Baena (1), Nippes (1), Criciotoiu, Gunnarsson (4/2), Fraatz.
Trainer: Sebastian Hinze

MT Melsungen: Sjöstrand, Simic – Maric, Lemke, Reichmann (1), Ignatow, Kunkel (5), Mikkelsen (8/2), Danner (2), P. Müller (1), Schneider, Allendorf, Birkefeldt, M. Müller (2), Sidorowicz (5), Pavlovic.
Trainer: Heiko Grimm

Schiedsrichter: Martin Thöne und Marijo Zupanovic

Siebenmeter: 2/4 – 2/2
Zeitstrafen: 4 (Darj, Petrovsky, Nippes, Szücs) – 3 (Reichmann, Mikkelsen, P. Müller)
Rote Karte: Kunkel / MT Melsungen (53., Griff in den Wurfarm)

Spielverlauf: 1:3 (5.), 3:6 (10.), 6:8 (15.), 9:10 (20.), 11:12 (25.), 14:14 (30.), 17:16 (35.), 18:18 (40.), 21:20 (45.), 22:21 (50.), 23:24 (55.), 25:24 (60.)

sportstimme

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